Marokko Dodra

Wir sammeln Hotel- und Hurricane Erfahrung 

Hotel Puerto Escondido

Wir sammeln Hotel- und Hurricane Erfahrung 

Wie im vorherigen Bericht erwähnt, folgen hier nun unsere Erfahrungen welche wir als Hoteliers sammeln durften. Eins sei schon mal vorweg gesagt. Es gibt Gäste und Gäste. 🙂
Aber immer schön der Reihe nach und ab nach Puerto Escondido.

Vorwärts zurück nach Mexiko – nach Puerto Escondido

Wir fahren also von Guatemala los in Richtung Puerto Escondido, Mexiko. Da erwarten uns die Besitzer des Hotelito Swiss Oasis – Manuela und René. Ebenfalls ehemalige Weltreisende, haben die beiden sich vor 13 Jahren entschlossen ein Hotel zu kaufen. Wir fahren also in Puerto – so nennen wir diesen kleinen Ort immer – ein und tuckern in Richtung Hotelito. Es ist ein wenig versteckt hinter einem grossen Hotel. Und der erste Blick auf die kleine Anlage verzückt uns. Es ist – wie der Name es suggeriert – eine kleine Oase. Liebevoll, farbefroh und mit vielen kleinen Details versehen, präsentiert sich das Hotelito als wahre Oase im Ort.
Puerto Escondido Mexiko

Ankunft in Puerto Escondido und im Hotel

Manuela und René begrüssen uns herzlich und wir haben das Gefühl, wir kennen die beiden schon länger obschon wir uns nun zum ersten mal persönlich gegenüber stehen. Sowas aber auch. Wir kommen also nun erstmal an und werden in unser Zimmer geführt, welches wir für rund 2 Wochen bewohnen. Danach dürfen wir nämlich in die Wohnung von den beiden da sie endlich wieder mal selbst reisen können. Sie sassen über zwei Jahre fest – wegen einer angeblich gefährlichen Pandemie.
Die Hoteliers gewähren uns noch einen Tag Ruhe bevor es dann los geht. Wir haben noch gut zwei Wochen vollen Betrieb im Hotel bevor wir schliessen und Reparaturen vornehmen. Diese zwei Wochen sind unsere Lernwochen. Heisst – wir müssen das Buchungssystem, Buchhaltung, Angestelltenaufgaben, Mechaniker, Serviceleute, Poolpflege, Katzenpflege, Veterinär, Hoteleinkauf, Restaurants, Läden, Touristenttraktionen kennen lernen. Ist also ziemlich viel das wir wissen müssen. Hei, nach über 3 Jahren nur reisen sind wir geistig also plötzlich ziemlich gefordert. Die schwerste Aufgabe ist, das kennen lernen der Restaurants im Ort. 🙂 Das ist unglaublich schwere Arbeit.
Hotelito Swiss Oasis bei Nacht

Die Woche der Reparaturen

So, es ist die Woche der Reparaturen. Der Betrieb ist eingestellt und alle Gäste sind abgereist. Jetzt heisst es – bei rund 33 Grad am Tag – reparieren, restaurieren, werkeln. Dabei gilt es sowohl sanitäre Anlagen wie auch elektrische Installationen wieder funktionstüchtig zu machen. Das Wasser im Pool wird ebenfalls abgelassen da das Becken neu gestrichen und die gesamte Filteranlage überholt wird. Manuela und Claudia nehmen sich der Wäsche und Zimmer an und René und ich machen sich an den Pool, Sanitäre Anlagen, Mauern an. Die Woche ist vollgepackt mit Organisieren, Arbeit verteilen und kontrollieren ob auch sauber gearbeitet wird. Das Klischee der Mañana-Mentalität lässt sich in dieser Woche nicht erkennen. Dennoch lernen wir, dass man als Besitzer beim Verteilen eines Auftrages an mexikanische Auftragnehmer immer alles kontrollieren muss. Die Mexikaner arbeiten hart aber sie nehmen es nicht so genau. Schweizer Präzisions-Mentalität lässt sich nicht so leicht abschütteln.

Und der Freitag rückt näher. Der Freitag, an dem Manuela und René endlich in die mehr als wohlverdienten Ferien ziehen. Wir freuen uns für die beiden und winken frählich hinterher als sie vom Grundstück wegfahren. Sie biegen um die Ecke am Ende der Strasse und plötzlich wird uns bewusst – Ups, jetzt sind wir auf uns gestellt und müssen den Laden schmeissen. Ein leichtes Unwohlsein tritt auf. Wir haben ja noch nie ein Hotel geleitet und schon gar nicht in einem fremden Land. Was da wohl alles auf uns zukommen wird?

Die Gäste kommen – Jetzt wird es ernst

Die ersten Gäste treffen ein. Doch der Pool ist nur mit 10’000 Liter Wasser gefüllt. Es fehlen noch 30’000 Liter. Der Lieferant, der das Wasser liefern sollte, kommt einfach nicht auf die versprochene Urzeit. wir telefonieren mit Manuela – Mist, bereits die ersten Schwierigkeiten. Manuela kennt das und teilt uns mit, dass der Wasserlieferant in einer Stunde kommt. Ok, wir warten. Eine Stunde, Zwei Stunden… der Lieferant kommt nicht mehr. Wir telefonieren und sowohl Manuela als auch wir suchen andere Wasserlieferanten. Ich spreche mit dem ersten Gast der im Grunde zu früh angekommen ist, da das Hotel offiziell erst morgen aufmacht. Der Gast ist total entspannt wegen dem knietiefen Pool und freut sich auf das Meer, welches ja nur gerade eine Gehminute vom Hotel entfernt ist. Also eigentlich zwei Minuten. In einer Minute hat man Sand unter den Füssen in zwei Minuten ist man unten am Meer. Ja, grosser Strand.

Wir finden dann einen Lieferanten der nicht nur verspricht, dass er Wasser bringt, sondern dieses Versprechen auch tatsächlich hält. Endlich haben wir am zweiten Öffnungstag einen vollen Pool. Freudig plantschen die Gäste im kühlen Nass herum und wir sind erleichtert. Und so geht es also los mit dem Hotelierleben.

Freudige Gäste – schwierige Gäste

Wir haben über zwei Monate ein volles Haus. Kein Wunder. Die Ostertage und die Woche vor Ostern bescheren dem Küstenort Puerto Escondido eine grosse Zahl an Gästen. Wir empfehlen unseren Gästen die Restaurants anhand der Spezialtäten in den einzelnen Lokalen. Wir können diese Gourmetstätten ehrlich empfehlen, haben wir doch alle selbst ausprobiert. Authentizität und Ehrlichkeit honorieren die Feriensuchenden und lassen auch entsprechende Reviews in booking.com zurück. Wir freuen uns über diese Einträge kommen sie auch den Besitzern zugute für spätere Zeiten.
Doch da gibt es auch die komplizierten Gäste. Nörgeln nach den ersten zwei Minuten nach Ankunft in Dauerschleife. Dies ist nicht gut, jenes passt nicht. Der Pool sei aus Plastik (obwohl er komplett aus Beton ist), Farbabstimmung der Anlage sei Kitsch, defekte Kacheln in der Dusche, das Wasser sei kalt, die Brause funktioniert nicht, zu laut etc. Es existieren also Menschen, die offenbar nur geboren wurden um eine negative Sicht in die Welt hinaus zu tragen. Dabei merken sie nicht einmal, dass es nur ihre Sichtweise ist und keinesfalls mit der Realität, Fakten und Tatsachen übereinstimmt. Und seit 2020 weiss die Welt, dass ein Grossteil der Bevölkerung wohl ihre eigene Sichtweise unabhängig von Wahrheit, Tatsache und Fakten über den Rest stellt.

Der erste Hurricane der Saison steuert auf Puerto Escondido zu

Wir in der Schweiz kennen das nicht – Hurricanes. Wir hören immer nur in den Nachrichten im Fernseher, welche Verwüstungen ein Hurricane anrichten kann. Meist in der Karibik. So sind wir erstaunt, als wir bemerken, dass der erste Hurricane der Saison 2022 vor der Küste Puerto Escondidos auftaucht. Was also ist zu tun? Zuerst einmal sich informieren über Hurricanes im Allgemeinen. Wie bauen die sich auf? Wie ist die Vorhersage? Welche Richtung schlägt er ein? Wo trifft er auf Land? Welche Vorbereitungen sind auszuführen? Wir beraten und mit Manuela und René via Telefon und starten zwei Tage bevor der Hurricane auf Land trifft mit den Vorbereitungen. Alles was nicht Niet und Nagelfest ist, wird verstaut und weggeschlossen. Als wir so bei den Vorbereitungen sind, fragen die Gäste was wir machen. “Ein Hurricane baut sich vor der Küste von Puerto Escondido auf. Noch ist er weit draussen und die Prognosen sagen, dass er sich langsam abschwächt.” sage ich zu den Gästen. OK erste Unsicherheiten sind bemerkbar. Zwei weibliche deutsche Gäste leicht hysterisch aufgeregt fragen, was sie nun machen sollen. Andere Gäste fragen ebenfalls leicht besorgt. Ich versuche sie zu beruhigen, obschon wir selbst ebenfalls keine Erfahrung mit Hurricanes haben. “Das Hotel ist durch das vor uns liegende Hotel gut geschützt. Wir haben rundum eine dicke, starke Mauer. Wir rechnen damit, dass wir heftige Winde abkriegen und ganz sicher viel Regen.” versuche ich ehrlich und offen, ruhig und sachlich zu kommentieren. Die Gäste zücken ihre Smartphones und informieren sich über die aktuellen Prognosen selbst. In der Zwischenzeit verstauen wir weiterhin alles was rumfliegen kann. Ich kaufe Holzbretter um die Fenster zu verschliessen. Am Tag bevor der Hurricane auf Land stossen sollte, kriegen die Gäste mehr und mehr Panik und sie wollen das Hotel verlassen. Ich helfe jedem Einzelnen sich in Sicherheit zu bringen und gebe ihnen Rat. “Fahrt nach Norden in Richtung Acapulco oder ins Landesinnere in Richtung Oaxaca City. Auf keinen Fall in den Süden.” sage ich bestimmt. Den zwei deutschen Frauen bringen wir mit drei Amerikanern zusammen. Sie fahren mit einem Mietauto nach Oaxaca City. Diese sind da in Sicherheit. Weiteren deutschen Urlaubern raten wir ab, nach Zipolite – Mazunte zu fahren. Sie haben jedoch bereits da unten, 70 Kilometer südlich von uns, ein Hotel gebucht. Nur weg hier scheint die Devise zu sein. Alle Gäste sind abgefahren. Das Hotel ist sicher verbariktiert. Plötzlich tauchen zwei neue Gäste auf. Sie kommen aus Mazunte. Wir fragen sie, warum sie denn ausgerechnet zu uns kommen? Beide haben bereits Hurricanes erlebt und sagen uns, dass sie aus Erfahrung immer dahin fahren, wo die Prognosen sagen, dass ein Hurricane durchgeht. Also zu uns nach Puerto Escondido. Ihrer Erfahrung nach, wendet der Hurricane sich ab und schlägt einen anderen Kurs ein.
Hurricane Agatha kommt

Der Hurricane naht

In der Zwischenzeit ist der Hurricane auf Stufe 3 gesetzt worden. Also rund 180 bis 210 Stundenkilometer stark. Und plötzlich – wenige Stunden vor Landfall, dreht der Hurricane Agatha ab Richtung Süden. Die beiden amerikanischen Gäste haben recht. Doch die zwei deutschen Gäste, die nach Mazunte runter gefahren sind, sind jetzt in Gefahr. Wir erreichen sie nicht. Kein Empfang. Weder deren Smartphone noch beim Hotel wo die beiden gebucht haben. Und Agatha trifft genau bei Zipolite/Mazunte auf Land – mit 180 bis 210 Stundenkilometer. Hier in Puerto Escondido bemerken wir “nur” heftige Winde und starken Regen. Mehr nicht. Der Sturm zieht vorbei. Und die deutschen Gäste, die nach Zipolite/Mazunte gefahren sind, treffen wieder bei uns ein zusammen mit 6 weiteren Gästen. Ihr erster Satz war nur: “Wir haben überlebt!” Sie berichten uns was sie erlebt haben. Der Sturm, vielmehr der starke Wind zerbrach sämtliche Fenster. Alle acht Leute harrten rund 10 Stunden zusammen im Zimmer hinter einer Mauer des Bades aus. Nur dank dieser gemauerten, in den Raum des Zimmers hineinragenden Mauerwerkes, haben die acht Menschen keinen körperlichen Schaden davon getragen. Ohne viel Aufhebens quartieren wir die erschöpften Menschen in Zimmer ein und versuchten sie so gut es ging zu verpflegen. Eine Erfahrung, die wir alle nicht mehr erleben möchten.
Hurricane Agatha mit 195 km/h

Fazit

Wir haben enorm viel gelernt in diesen 3 Monaten. Wir haben gelernt, dass wir auch nach über 3 Jahren ohne zu arbeiten in der Lage sind, schnell wieder ins Arbeitsleben einsteigen zu können. Also entgegen aller Unkenrufe in der Schweizer Personalbüros ist ein Mensch, wenn er Willens ist, immer noch Arbeitsfähig. Eine weitere Theorie die in der Praxis fällt. Wir haben gelernt, mit schwierigen, komplizierten Menschen ruhig und bedacht umzugehen und Sachverhalte richtig zu stellen. Wir haben gelernt, bei Sturm Ruhe zu bewahren und eine Situation zu analysieren und darauf basierend Entscheide zu treffen. Wir haben echt viel gelernt auf vielen Ebenen in vielen Situationen. Es gibt immer einen Weg – man muss nur danach suchen und nicht in Panik verfallen.
Und wir haben gelernt, das in uns gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Manuela und René haben uns ihr Lebenswerk und das Leben ihrer geliebten Katzen anvertraut. Wir mussten Pedro, die Kampfkatze verarzten und pflegen, zum Veterinär fahren und beobachten. Und an dieser Stelle danken wir den beiden Schweizer Hoteliers für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Manuela, René – ganz herzlichen Dank für diese tollen Erfahrungen. Wir hoffen, wir haben euch nie enttäuscht und keine Zweifel aufkommen lassen.
An alle Leser die gerne mal nach Mexiko Urlaub machen wollen – fahrt nicht nach Yucatan und Cancun oder Playa del Carmen. Besucht das Hotelito Swiss Oasis in Puerto Escnondido an der Pazifikküste. Ihr werdet diesen Urlaub weit mehr geniessen und erholter nach Hause zurück fahren.

Wir sind Claudia und Thomas und möchten mit unserem Blog und unseren Tipps Anregungen geben und die Fantasie ankurbeln.

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