Was wir vermissen von Kalifornien
Claudia vermisst ganz viel von Kalifornien. Warum? Der geneigte Leser weiss das aus dem Bericht über Arizona. Da habe ich das am Ende kurz angedeutet. Ja, Claudia habe ich Ende Februar 2020 am Flughafen Phoenix, Arizona ausgeladen… abgeladen… abgegeben… nein natürlich nicht so wie ein Paket. Wir haben uns verabschiedet. Das war das erste mal nach über 2 Jahren immer zusammen sein. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Und ich habe es genossen. 😂
Claudia fliegt, Thomy liebt – die Einsamkeit
Yep – also – Claudia besteigt am 27. Februar 2020 den Flieger mit Ziel Thailand. Denn da wohnt ihre Mutter und ihr Bruder. Da werden Claudia Schwester und Cousine ebenfalls eintreffen und den 80. Geburtstag von Camilla feiern. Big Party wie an Silvester 2016/2017 in Thailand wo Camilla eine Bolognese von rund 70 Leuten angeführt hat. Also ein Heidenspass für die Familie. Und ich? Was mache ich in der Zeit? Ich bin alleine in Arizona. Alleine in einem unbekannten Land. Alleine mit all den Gefahren die da lauern. GEIL!!! Ich kann rund 3,5 Wochen tun und lassen was ich will… Hahaha…😝
Der Thomy der fährt
Ja nun… was habe ich gemacht. Also, von Phoenix bin ich erstmal nach Morristown gefahren. Morristown muss man nicht kennen. Da gibt es nicht viel. Eigentlich nur ein paar Ranches – fertig. Und BLM (Bureau of Landmanagement). BLM ist voll cool. Das ist Land auf dem man maximal 14 Tage einfach so stehen kann, campieren, Feuer machen, Holzpferde schnitzen, Zahnstocher drehen oder was auch immer einem so einfällt. Da habe ich also das erste mal alleine übernachtet. Es wart eine ruhige Nacht, ohne grosse Aufregung draussen – also ausserhalb des Duro. Drinnen war meine Party. Quer, diagonal im Bett liegen. Chips im Bett essen, Actionfilme schauen… Jipieeeeee…
Quartzsite und Lake Havasu City
Am nächsten Tag bin ich dann ziemlich früh los denn ich wollte unbedingt nach Quartzsite gelangen. Da soll es massig BLM geben und einmal im Jahr ist da ein Mega-Event mit Hunderten von Campern und Overlandern wie wir es sind. Der Event war zwar gerade erst zu Ende gegangen, dennoch hoffte ich auf ein paar spät Abreisende zu treffen. Als erstes bin ich in Quartzsite in einen Laden gegangen und habe mir eine 500 Gramm Dose Ben & Jerrys Strawberry Cheesecake Eis gekauft. Das Teil habe ich dann voller Genuss vor dem Duro auf BLM, irgendwo im Nirgendwo geschlabbert. Saulecker so ein ganzer Kübel voll Eis.
Düfte die die Welt verändern
Ein paar enge Freunde wissen jedoch, dass Milchprodukte bei mir eine Reaktion hervorrufen. So auch diesmal. 500 Gramm Kübel ist ja nicht gerade wenig. Im Duro dann also, beim Schlafen gehen, hat die Milch bzw. Der Milchzucker (Lactose) seine Wirkung getan. Luft – in rauhen Mengen. Ein Knatterkonzert ging los da würde jeder Froschteich neidisch werden. Die Töne konnte ich jedoch mit einem guten Actionfilm der ebenfalls viel geknattert hat, übertünchen. Doch neben den Tönen verändert sich auch die Luft. Die Luft kann durch keinen Actionfilm übertüncht werden. So ist es also gekommen, dass die Geruchsentwicklung jedes Stinktier im Umkreis von 20 Kilometer in die Flucht geschlagen hat, dass die Scheiben innen angelaufen sind und meine Augen begonnen haben den Tränenkanal zu aktivieren weil die Augen so gebrannt haben. Wenn mal jemand Ungeziefer im Wohnmobil oder im Hause hat kann mich gerne anrufen und mieten. Selbst die Kakerlaken, die sonst Atomexplosionen überleben, nehmen hiervon reiss aus. So – genug der fröhlichen Düfte.
Von Arizona nach Nevada nach Kalifornien
Ich fahre also – nach gut durchlüfteten Fahrzeug – am morgen in Richtung Lake Havasu City. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie gedacht, dass ich hier mindestens nochmals durchfahren werde. Beim Ort Needles biege ich ab und steche erstmal in die Mojave Wüste – alleine. Es war sehr friedlich und sehr ruhig in der Wüste. So ruhig, dass ich sogar meinen eigenen Atem gehört habe. Ich bin relativ schnell durch die Mojave Wüste gefahren. Denn ich wollte ins Death Valley. So bin ich über Shoshone ins Death Valley reingefahren. Im Visitor Center hat man mir gesagt, dass ich 1 Meile neben der Strasse im Death Valley entfernt, überall campieren darf. Cool, finde ich und suche mir dann auch einen Nachtplatz. Also… 1 Meile neben der Strasse im Basin nächtigen war meine Vorstellung. Die Pfade sind nicht unterhalten. Also liegen überall grosse Steine auf dem Weg. Es rumpelt ganz schön aber ich finde einen tollen Platz und mache es mir gemütlich. Und was für ein Ausblick. Abends um 22 Uhr ist es immer noch ziemlich hell denn es ist grade klar und der Mond ziemlich rund. Diese Ruhe hier draussen. Unbezahlbar.
Ich habe ein paar Tage und Nächte im Death Valley verbracht und am meisten beeindruckt haben mich all die Farben von den Steinen, vom Sand. Es ist ein faszinierendes Tal und ich werde nochmals hierhin zurückkehren. So verlasse ich das Death Valley auf der Westroute in Richtung Kalifornien.
Sequoia National Park – Mammutbäume en Masse
Die Strasse führt mal kurz ziemlich direkt auf über 2000 Meter über Meer. Und diese Fahrt lohnt sich. Ich schlendere eine Weile durch den Wald und diese Bäume – und ein paar wissen es bereits aus dem Post von North Carolina – dass ich Bäume ziemlich faszinierend finde. Und diese Sequoias sind gigantisch. Es ist saukalt hier oben aber dafür zieht Nebel auf. Das gibt eine so richtig mystische Stimmung.
Ich fahre wieder runter in Richtung kalifornische Küste und nächtige ein paar Nächte – oh wie weise diese Worte – im Big Sur National Park. Hat auch so grosse Bäume. Ist auch schön.
Big Basin Redwood National Park
In diesem State Park bleibe ich für rund zwei Wochen. Dann fahre ich nach Frisco rauf und hole Claudia wieder ab – so der Plan. Ich bin also mitten zwischen den Redwoods und fahre zum Einkaufen ins Dörfchen Boulder Creek. Kleines nettes Städtchen mitten in den Wäldern. Idyllisch, fernab der Touristenpfade. Und da erreicht mich ein Text von Claudia, dass ich unbedingt Lebensmittel kaufen und horten soll. Es bahnt sich eine Pandemie an. Häh??? Glaub ich nicht, denn 2002/2003 (SARS forderte 774 Menschenleben) war die Hysterie gross, ebenso apokalyptische Aussagen in den Medien im Jahr 2004/2005 (Vogelgrippe H5N1, 455 Tote), wie auch biblische Ausmasse im 2009 (Schweinegrippe über 18’000 Tote) und dann nochmals Endzeit-Aussagen 2012 (MERS innert 3 Jahren ein bisschen mehr als 1100 Tote). Ganz ehrlich – es sterben jährlich mehr Menschen an Missbrauch von Alkohol als an Krankheiten. Aber die Macht der Medien Angst und Panik zu verbreiten ist allgegenwärtig und enorm erfolgreich.
Schliessung aus Vorsicht
Der Nationalpark hat dann 3 Tage später dicht gemacht – wegen angeblicher Ansteckungsgefahr. Was? Ich bin mitten im Wald, alleine, da geschieht nichts. Höchstens fällt ein Riesen-Tannzapfen aufs Autodach. In Boulder Creek spreche ich mit Einheimischen. Auch die – total Tiefenentspannt. Ich kriege Nachrichten von Freunden und Familie aus der Welt wie gefährlich alles sei. Habt ihr sie noch alle? Viren leben seit Jahrtausenden um uns und in uns. Das sind symbiotische Verbindungen. Mir scheint, eine Massenhysterie bahnt sich an. Auslöser – Politik und Medien. Das ist meine Ansicht der Dinge – muss nicht jedermann teilen. Kritisches Denken hat noch nie geschadet.
Claudia kommt in San Francisco, Kalifornien an
Am 22. März 2020 kommt Claudia nun Abends um 23 Uhr am Flughafen San Francisco an. Total fertig mit den Nerven und mit dem Satz: „Wir können gleich packen und wieder abfliegen.“ Claudia hat nur 29 Tage Aufenthalt gekriegt nicht wie angenommen und von uns geplant 6 Monate. Grund: Weil sie aus Thailand angeflogen kam zuerst mal verdächtig wegen Drogenschmuggel. Blödsinn. Dann Unterstellung in den USA Schwarz arbeiten zu wollen. Hirnrissig. Mit einem Bein bereits in der Zelle teilte sie mir mit, dass sie innert 10 Minuten den finanziellen Beweise vorlegen müsse, dass wir unabhängig sind. Sonst wandert sie ins Gefängnis und wird zurück nach Hong Kong verschoben. Hong Kong war Zwischenlandung und darum diese Destination. Knapp eine Minute vor Ablauf der 10 Minuten konnte ich ein PDF mit dem Finanznachweis an Claudias Handy senden. Und das war dann die Erlösung für Claudia und Grund, dass wir nur noch 29 Tage Aufenthalt haben. Und so begann eine Odyssee nach Lösungen zu suchen. Die Willkür der Grenzbeamten ist ja legendär in den Staaten.
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